Zeichnung von Hubert Zanol (1983)

Zeichnung von Hubert Zanol (1983)

Wo Geschichte, Kultur und Gastlichkeit ineinanderfließen.

„Bevor wir wieder den Rückweg nach Brixen antreten, müssen wir auch noch beim Brückenwirt eine kurze Einkehr halten, denn bei einem Ausfluge nach Neustift ist das von altersher immer dabei gewesen. Dann erst dürfen wir mit gutem Gewissen zum Brückentor hinaus und wieder zurück in die Bischofsstadt“, schreibt Josef Weingartner.

„Dies Haus Brückenwirt, mit heut’gem Namen, wacht’ am Eisack für alle, die des Weges kamen. Schon Kaiser Friedrich Rotbart, 1152−1190, passierte Bruck und Bogen mit seinen Mannen, die zum Kampfe nach dem Süden zogen. Weiter steht zu lesen, daß vor 1520 hier ein stark Bruck und wohlerbaut Haus gewesen, doch im selben Jahr alles ein Raub der Fluten war. Es wurde wieder neu erbaut, denn um 1636, als die Pest in Neustift hat gewütet, haben vier Chorherren mit der Wache wieder gepflegt und den Zugang treu behütet. Die heut’ge Form des Hauses an der Bruck reicht auf Propst Fortunat 1687 zruck. Im Jahr 1973 hab ich gekauft dies Haus. Und helf mir Gott! Ich halts mit Weib und Kindern unser Leben lang gut aus.“

So liest sich die lange und wechselvolle Geschichte des Hauses, von Josef Zanol (1941-2012) knapp zusammengefasst, neben dem großen Wandgemälde von Hubert Zanol am Aufgang zum ersten Stock, das die Geschichte des Hauses darstellt.

Die Geschichte des Hotel Brückenwirt ist eng mit der des Augustiner Chorherrenstifts Neustift verbunden. Sie beginnt 1507, als Christoph Niedermayr, damaliger Probst des Stifts, eine mit Bogen versehene Brücke aus gehauenen Steinen über den Eisack bauen ließ. Schon etliche Jahre später, 1520, wurden Brücke und Wirtschaftsgebäude von den Fluten des Eisacks mitgerissen – doch bald auch wieder neu erbaut.

Die heutige Form des Hauses geht auf Probst Fortunat Troyer zurück, der 1687 den Neubau des Wirtshauses in Auftrag gab. Um das Jahr 1783 war der Brückenwirt Ort einer kleinen Sensation: Der Chirurg Franz Liebl operierte die Kellnerin Zenzl am Bauch. Es war die erste größere Operation auf Tiroler Boden.

1797 wurden große Teile der Brücke und des Turms wieder zerstört – diesmal nicht durch ein Hochwasser, sondern durch einen Brand. Doch auch nun ging man rasch an die Arbeit, um alles wieder aufzubauen.

Das bis dahin noch zum Brückenwirt gehörende Stallgebäude wurde 1945 bei einem Bombenangriff stark zerstört und bald darauf abgerissen.

1968 wurde Josef Zanol, der zuvor auf etlichen Stationen zwischen Meran, Bozen und Koblenz den Beruf des Koches lernte, Pächter des Wirtshauses. 1973 erwarb er vom Kloster den Gastbetrieb und führte ihn bis zu seinem Tod im Jahr 2012 mit Hingabe. Er verstand es, das Haus den Anforderungen des modernen Tourismus anzupassen und stetig zu renovieren – dabei aber nie seine lange Geschichte zu vergessen.